Wir benutzen ständig
Datenträger – von der Festplatte über diverse
CD-ROMs
bis zu (mittlerweile wenigen) Disketten. Wie lange können wir uns eigentlich auf
unsere Datenträger verlassen?
Die Zeitschrift c't veröffentlichte im Jahr 2000 eine Übersicht,
die unter optimalen Lagerungsbedingungen
gelten soll –
logisch, daß das alles die Ergebnisse von Berechnungen und Simulationen sind:
- CD-ROM: 50 bis 200 Jahre
- Magnetband: 10-30 Jahre
- Zeitungspapier: 10-20 Jahre
- säurefreies Papier: 100 bis 500 Jahre
Das gilt aber sicher unter
Umweltbedingungen, die dem typischen Büroraum nicht
entsprechen. Deshalb hier ein paar Erfahrungswerte von mir:
Datenträger |
min. Haltbarkeit |
max. Haltbarkeit |
Hinweise |
Magnetband
(QIC80,
120 MB/
Travan 1, 400 MB) |
1 Jahr |
3 Jahre (mit viel Glück!) |
Nach fünf Jahren ist die Formatierung häufig so hinüber,
daß das Band neu formatiert werden muß. |
Festplatte |
10 Jahre |
?? |
Die 1 GB SCSI-Platte in meinem Novell-Server tat ihren Dienst immer noch klaglos,
als ich den Rechner nach 12 Jahren außer Betrieb nahm. |
CD-ROM
(gepreßt) |
7 Jahre |
?? |
Ältere CDs habe ich nicht. Die meiste Erfahrung haben hier
sicher die Eigentümer größerer Musiksammlungen. |
CD-ROM
(gebrannt) |
4 Jahre |
?? |
Allerdings verfärbt sich die
Reflexionsschicht einiger älterer
anonymer Fabrikate schon ganz merklich. Bei einem Billig-Rohling hatte ich
nach vier Jahren bereits Probleme. Meine ersten Rohlinge stammten von BASF
und hatten eine Gold-Reflexionsschicht. Die lassen sich nach 12 Jahren alle
noch lesen. Die Lagerung scheint auch deutlichen Einfluss zu haben: Von
etwa 30 CD-Rs, die ich kürzlich nach 6-11 Jahren aus meinem Bankschließfach
holte, war nur ein Medium nicht mehr lesbar. Und das lag offensichtlich am
ganzflächigen Papieretikett, das ich anscheinend mit Spannung aufgeklebt hatte:
die CD hatte sich gut sichtbar verbogen.
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Nach Aussage von Wolfgang Kainz-Huber, dem Betreiber des
Computermuseum
München lösen sich 5 1/4-Zoll-Disketten nach 15 Jahren langsam auf – die
organischen Bestandteile sind nicht stabiler. Er kennt Quellen für fabrikneue
5 1/4-Zoll-Disketten, auf die er dann alte Software umkopiert.
Auch die ersten Festplatten 5-10 MB, 5
1/4 Zoll, volle Bauhöhe, werden unbrauchbar: Die Schwämme der Luftfilter zersetzen
sich. Damit wird wohl bald keiner der ersten IBM PC XT mehr im Originalzustand
funktionsfähig sein.
Die Folgerungen
Vernachlässigen wir hier das Problem, daß kaum noch jemand ein Diskettenlaufwerk
im Rechner hat, was sicher ein zusätzliches Problem ist.
Klar ist vor allem eines: Bänder eignen sich wirklich nur
für die Datensicherung. Damit kann man sich
eine Datei zurückholen, die man im Laufe eines Projektes versehentlich gelöscht hat.
Ein Datenarchiv auf der Basis von Bändern
funktioniert nicht, wenn man an die üblichen Aufbewahrungsfristen von 10 Jahren und mehr denkt.
Eigentlich kann ich für die Datenarchivierung vor allem ein Medium empfehlen:
CD-ROM. Bislang konnte ich noch alle gepreßten CD-ROMs lesen, die irgendwann
mal lesbar waren. Auf jeden Fall sollte man für
die Archivierung hochwertige Rohlinge nutzen und vermutlich ist es sinnvoll,
Archiv-CDs nicht mit der maximal möglichen Geschwindigkeit zu beschreiben.
Auf jeden Fall ist sichergestellt,
daß auf absehbare Zeit alle aktuellen Rechner CDs lesen können: Zu den
normgemäßen Anforderungen an DVD-Laufwerke gehört, daß sie
CDs lesen können.
Mittlerweile sollten auch alle aktuellen DVD-Laufwerke keine Probleme mehr
mit gebrannten CDs mehr haben.
Bei DVDs sollte man peinlich auf das Speichermedium achten. Nur ganz wenige
Rohlingstypen überstehen die genormten Test im Klimaschrank auch nur 500 Stunden
[4].
Auf keinen Fall darf man DVDs mit irgendetwas bekleben, was CDs zumeist
problemlos wegstecken – DVDs verbiegen sich dabei zu stark. Da bleibt nur,
die DVDs mit einem geeigneten Stift zu beschriften oder vielleicht direkt zu bedrucken.
Das Beschriften von DVDs ist übrigens unproblematischer als bei CDs, weil die eigentliche
Speicherschicht zwischen zwei 0,6 mm dicken Polykarbonat-Scheiben liegt. Bei der CD
liegt die Speicherschicht direkt unter dem Schutzlack.
In letzter Zeit werden externe Festplatten und USB-Sticks ausgesprochen beliebt
als Sicherungsmedium. In einem externen Gehäuse mit USB-Schnittstelle sind sie
gerade für Privatanwender konkurrenzlos billig und praktisch. Allerdings sollte man
dabei mehrere Gesichtspunkte beachten:
- Festplatten und USB-Sticks sind in aller Regel jederzeit beschreibbar. Wenn etwa
der Rechner virenverseucht ist, wird auch das Archiv innerhalb kurzer Zeit nach
dem Anstecken verseucht. Da sind einfach beschreibbare CDs und DVDs sicherer.
- Festplatten sind feinmechanische Wunderwerke und entsprechend empfindlich.
Ein Sturz vom Schreibtisch kann leicht das Ende sein – auch für die Daten.
- Festplatten sollten eine SATA-Anschluss haben. Die über ein Jahrzehnt übliche
ATA/IDE-Schnittstelle ist schon jetzt außer Mode. Wenn in ein paar Jahren der
IDE-USB-Konverter den Geist aufgeben sollte, ist Ersatz vielleicht noch per
Internet-Auktion zu bekommen.
- Auch hier gilt as Prinzip, dass man mindestens drei Sicherungsgenerationen braucht.
Also müssen drei Festplatten oder USB-Sticks her, die nummeriert werden und nach
Kalender wechselweise zu benutzen sind.
Literatur
- [1] Grote, A.: Verflüchtigt. Der Zahn der Zeit nagt an den digitalen Daten.
- In: c't 24/2000, S. 114ff
- [2] Faber, S.: Schleudertrauma.
- In: PC professionell 3/02, S. 112
- [3] Kutzbach, Carl-Josef: Verfallsdatum unklar. Experten sorgen sich um die Haltbarkeit
digitaler Medien.
- In: Forschung aktuell, Deutschlandfunk,
02.01.2005, 16:35h
- [4] Gieselmann, Hartmut: Silberne Erinnerungen – Archiv-DVDs im Langzeittest
- In: c't 16/08, S. 116ff
- [5] Feder, Boi: Vergissmeinnicht – Festplatten für die Langzeit-Archivierung
- In: c't 16/08, S. 124ff
- [6] Rink, Jürgen; Haustein, Nils: Für die Ewigkeit – Digitale Dokumente archivieren
- In: c't 16/08, S. 128ff
- [7] Neuroth, Heike et al.: Eine kleine
Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung
- Herausgegeben von "nestor – Das deutsche Kompetenznetzwerk zur digitalen Langzeitarchivierung"
- [8] Manhart, Klaus: Daten für die Ewigkeit. Langzeit-Archivierung für die Wisenschaft
- in: PC Magazin 6/11, S. 110ff
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