WLAN-Systeme arbeiten in einem Spannungsfeld: Einerseits soll möglichst jeder sein Funknetz
ungestört betreiben können, andererseits wünscht sich mancher eine größere Reichweite seines WLAN.
Beide Forderungen lassen sich wegen der begrenzten Bandbreite des 2,4-GHz-Bereiches nicht gleichzeitig
verwirklichen. Es gibt aber eine ganze Reihe von legalen Möglichkeiten, die Reichweite eines WLAN
zu erhöhen.
Weiter unten:
Die Reichweite eines WLAN hängt von einer ganzen Reihe von Randbedingungen ab,
die hier kurz erwähnt sein sollen:
- Hindernisse auf dem Übertragungsweg: Viele Herstellerangaben sind hier
ausgesprochen optimistisch, weil sie sich auf amerikanische Verhältnisse beziehen:
Bürogebäude in Stahlskelett-Bauweise (keine Betonwände), riesige Großraumbüros.
Da sind u.a. die deutschen Arbeitsplatzvorschriften vor, die z.B. einen maximalen
Abstand von Schreibtisch zu Fenster vorschreiben. Pappdeckel-Stellwände sind viel
schwächere Hindernisse als Betonmauern.
- Elektrische Störungen: Die meisten WLAN arbeiten im 2,4-GHz-Band.
Hier können Hochfrequenzanwendungen anmelde- und gebührenfrei betrieben werden,
sind aber vor Störungen durch andere Nutzer nicht geschützt – z.B. vor
Mikrowellenherden.
- Den Antennen der angeschlossenen Geräte. Notebooks haben dafür mehr Platz als Tablets
oder gar Smartphones. Die schlechtesten Funkeigenschaften haben wohl di ganz kleinen
WLAN-USB-Sticks.
Es kann also durchaus passieren, daß jeden Freitag pünktlich um 8:35 h das WLAN
zusammenbricht, weil in der Kaffeeküche der traditionelle Leberkäse erwärmt wird.
Nachdem sich hier garantiert niemand für die Sauberkeit zuständig fühlt,
ist vermutlich die Türdichtung des Mikrowellenherds verschmutzt. Ergebnis:
Der Mikrowellenherd ist mit großem Abstand der stärkste Sender im 2,4-GHz-Band
weit und breit. Schließlich liefert sein Sender 600.000 mW
Hochfrequenzleistung, eine WLAN-Karte nur typisch 25 mW. Das ist das gleiche
Größenverhältnis wie zwischen dem Gewicht eines Schokoriegels und dem Gewicht eines
Kleinwagens. Bekommt man ersteren an den Kopf geworfen, kann das durchaus
ein Liebesbeweis sein :-)
Um mal Butter bei die Fische zu tun: In Fachzeitschriften findet man
meist Reichweitenangaben in Büroumgebungen von 20 bis 30 m.
Unter idealen Bedingungen sollen die meisten Gerätschaften eine Reichweite
von 300 m haben. Diese Angabe ist schon deshalb irreal, weil man eine solche
Reichweite nur im Freien erzielen könnte und die wenigsten Gerätschaften Regen,
Hitze und Kälte abkönnen. Die Dämpfungen durch Antennenkabel, Wände usw. kompensiert
man am besten durch bessere Antennen und günstigere Antennenstandorte.
Warnung: Eine größere Reichweite des Accesspoints erleichtert auch das Einbrechen
in das Netz. Die hier beschriebenen Maßnahmen machen es noch wichtiger, das WLAN
abzusichern – siehe z.B. [12].
Die meist einfachste Möglichkeit: Bessere Antennen
Eigentlich ist es schon seit 100 Jahren eine Binsenweisheit: Die Antenne ist
der beste Hochfrequenzverstärker. Das gilt auch in WLANs. Wer also die Reichweite
seines WLAN erhöhen möchte, sollte vor allem bei den Antennen ansetzen.
Die Leistung einer Antenne hängt von mehreren Einflussgrößen ab:
- Dem Wirkungsgrad der Antenne, d.h. welchen Teil der eingespeisten elektrischen Leistung
sie wirklich in Strahlung umwandelt. Je kleiner die WLAN-Einheit ist, um so kritischer wird
dieses Problem. Gute Wirkungsgrade lassen sich vorzugsweise mit Antennen erzielen, die
wenigstens eine halbe Wellenlänge lang sind. Die Wellenlänge von 2,4 GHz ist rund 12 cm.
Antennen unter 6 cm Länge können also keinen guten Wirkungsgrad haben – siehe den typischen
WLAN-USB-Stick oder ein Smartphone.
- Dem Standort der Antenne. Im optimalen Fall können sich alle Antennen des WLAN gegenseitig
sehen. Auch sollten die Öffnungen (Tür in Betonwand...) leidlich groß sein, durch die sich
die Antennen sehen. Im Richtfunkbereich gehört zu den Grundsätzen, die
erste Fresnelzone
freizuhalten. Das ist jener Bereich, in dem eine Reflexion den Weg um eine halbe Wellenlänge
verlängert.
- Dem Antennengewinn. Antennengewinn entsteht dadurch, daß man die Strahlung in bestimmte
Richtungen konzentriert. Auch Rundstrahlantennen können einen Gewinn haben, wenn sie z.B.
ihre Strahlung in der Horizontalen konzentrieren. Dann geht z.B. direkt unter der Antenne
gar nichts. Die höchsten Gewinne erzielt man natürlich, wenn man die Strahlung auf eine möglichst
kleine "Keule" konzentriert. Bekanntestes Beispiel solcher Antennen sind die allgegenwärtigen
Satellitenschüsseln, die alle Strahlung auf einen wenige Grad kleinen Ausschnitt konzentrieren
und so Antennengewinne von über 20 dB (>1:100) erzielen. Das gilt übrigens sowohl sende- als auch
empfangsseitig. Von einer vernünftigen Antenne am Accesspoint profitieren also alle Teilnehmer,
z.B. durch eine größere Reichweite oder eine höhere Bandbreite.
Einfache Maßnahmen zur Reichweitenerhöhung
Eine vernünftig Reichweite erreicht man nur durch vorherige Planung oder Basteleien
eines Hochfrequenztechnikers.
- Hochfrequenzmäßig besonder schlecht sind Steckkarten im Rechner. Entweder ist die Antenne hinter
dem Rechner versteckt und strahlt nur die Wand an. Oder das Antennenkabel schluckt den größten
Teil der Leistung. WLAN-Antennen im oder unmittelbar am Rechner sind eigentlich nur bei Laptops akzeptabel.
- In vielen Fällen ist USB die Anschlußtechnik der Wahl: Leicht zu installieren und
wenig "Strippensalat", wenn die USB-Stromversorgung ausreicht. Die WLAN-Einheit kann mehrere Meter
vom Rechner entfernt so aufgestellt werden, daß sich die besten Verbindungen ergeben. Nachteil,
falls der Rechner schon an der Leistungsgrenze ist: Das USB-Protokoll ist vergleichsweise komplex,
eine PCI-Karte erzeugt wohl weniger Prozessorlast. Wieder gilt: Die Antenne sollte wenigstens 12 cm
lang sein.
- WLAN-Einheiten mit typisch drei Antennen haben den Vorteil, dass sie gezielt in bestimmte Richtungen
senden und hören können. siehe das nächste Kapitel.
- Wenn auch das nicht hilft und die WLAN-Einheit einen Antennenanschluss hat, kann man Antennen
kaufen oder selber bauen. Mit "2,4 GHz Antenne" oder "2.4 GHz antenna" findet man über
Suchmaschinen sowohl kommerzielle Angebote als auch Bastelanleitungen, z.B. aus einer leeren
CD-Spindel und CD als Reflektor – endlich gibt es eine sinnvolle Verwendung für alte CDs :-)
Eine der ernst zu nehmenden Bauanleitungen erschien in der Zeitschrift c't [22].
Hier wird ein WC-Bürstenhalter aus Edelstahl zur durchaus wetterfesten WLAN-Antenne.
- In der Literaturliste [18] finden Sie einen einschlägigen Anbieter,
dessen Website ich überzeugend fand. Natürlich will auch diese Firma leben, aber hier ist
man offensichtlich in kompetenten Händen. Nein, ich kriege keine Provision oder so...
Die Sendefeldstärke für anmeldefreie Anwendungen im 2,4-GHz-Bereich ist auf 100 mW beschränkt –
bezogen auf die Feldstärke, die ein idealer Rundstrahler am gleichen Platz erzeugen würde. Die meisten
WLAN-Anschlüsse senden mit typisch 25-30 mW, der Antennengewinn ist also auf Faktor 4 (= 6dB)
plus Kabelverluste begrenzt. Abgesehen von Schüsseln dämpft das Kabel wohl meist genügend,
um die Sendeleistung nicht reduzieren zu müssen. Schließt man die Antenne mit 1 m RG-174 an, sind
1,7 dB + 6dB = 7,7 dB Antennengewinn zulässig. Für Eigenbauantennen ist das schon ein ambitioniertes Ziel.
Die Empfängerempfindlichkeit ist gesetzlich nicht begrenzt, aber physikalisch, bei etwa -97 dBm. Von daher
kann es durchaus sinnvoll sein, sich ein empfindlicheres WLAN-Gerät zuzulegen oder dem Empfänger mit einer
leistungsfähigen Antenne beizubringen, wie man das Gras wachsen hört
und dafür die Sendeleistung zu reduzieren. Die Empfindlichkeit des Empfängers wird in einer
möglichst großen, negativen dB-Zahl ausgedrückt. Die Entwicklungsingenieure müssen hier einen Kompromiß
machen zwischen Aufwand, Empfindlichkeit, Störunempfindlichkeit und Leistungsaufnahme. Der
optimale Kompromiß für den Internetanschluß in einer Gartenlaube ohne Steckdose sieht also
anders aus als für die PCI-Karte eines Rechners im Elektrosmog eines Großraumbüros.
Viele, viele Antennen: MIMO
Eine nach langen Vorwehen endlich genormte Technik hat das Potential, Reichweite und Übertragungskapazität
von WLANs deutlich zu verbessern, IEEE 802.11n. Die größte Neuerung gegenüber den früheren Verfahren:
Mit Multiple Inputs – Multiple Outputs (MIMO) werden auf elektronischem Weg mehrere
Antennen so kombiniert, daß sie ihre Richtwirkung jederzeit ändern können. Zu jedem Zeitpunkt können
elektronisch sogar mehrere Richtwirkungen gleichzeitig erzeugt werden.
Der Effekt ist so ähnlich wie an einem voll belegten Wirtshaustisch: Je nachdem, auf welchen Sprecher
man sich konzentriert, kann man einzelne Stimmen aus dem Stimmengewirr isolieren. Bisherige
WLAN-Antennen arbeiten nur mono: Stellt man ein Diktiergerät auf zitierten Tisch,
wird man bei der Wiedergabe nur ein unverständliches Stimmengewirr wahrnehmen können.
MIMO kann so gleichzeitig Reichweite und Übertragungskapazität eines WLAN erhöhen. Arbeiten beide
Kommunikationspartner mit MIMO-Antennen, können sie womöglich mehrere Übertragungskanäle gleichzeitig nutzen
oder genau die auswählen, über die sich gerade Daten übertragen lassen: Einen auf direkte Sicht, einen über eine
Reflexion an der linken Wand und einen über die Decke.
WLAN-Reichweite mit technischen Einrichtungen erhöhen
Reichweite mit größerer Sendeleistung erhöhen
Lange Zeit hatten die meisten WLAN-Geräte eine Sendeleistung von 25-30 mW. Mit den üblichen
Gummiwürsten ohne Antennengewinn bleibt die erzeugte Feldstärke deutlich unter dem Grenzwert
von 100 mW an idealem Rundstrahler. In letzter Zeit gibt es WLAN-Geräte, die durch ihre höhere
Senderleistung auch eine etwas
höhere Reichweite haben [10]. Das funktioniert aber nur, wenn die Geräte an beiden
Enden der Verbindung entsprechende Sendeleistung haben. Sonst hört zwar der eine den anderen, der andere
aber nicht den einen.
Reichweite mit WLAN-Repeater erhöhen
Manchmal fehlt wirklich nur eine Kleinigkeit, um die gewünschte Reichweite zu
erreichen: Im größten Teil des Büros klappt es bestens, aber bis ganz vorne zum Empfang
reicht der Accesspoint doch nicht hin. In solchen Fällen kann ein WLAN-Repeater
("Wiederholer") helfen. Der liest den Datenverkehr mit und sendet zumindest die
Pakete für die Stationen nochmals, deren Reichweite er erhöhen soll.
So ein einfacher WLAN-Repeater mag manchmal recht praktisch sein, weil er außer der
Stromversorgung keinerlei Anschlüse benötigt. Allerdings erhöht er den Verkehr im Netz
und halbiert die Übertragungsgeschwindigkeit für die Stationen, die über ihn arbeiten.
Schließlich muß jedes Datenpaket zweimal auf dem gleichen Kanal übertragen werden.
So lange man damit aber nichts weiter machen will als ins Internet zu gehen, spielt das
noch keine Rolle. Aber wenn man zwischen den Rechnern im WLAN Daten austauschen kann,
wird das im Vergleich zu einer Kabelverbindung schnell quälend langsam.
Schneller geht es, wenn Accesspoint und Repeater sowohl im 2,4-GHz- als auch im 5-GHz-Bereich arbeiten
können (IEEE 802.11ac) [29], [31]. Dann verbindet man Accesspoint
und Repeater im 5-GHz-Bereich und nutzt den 2,4-GHz-Bereich für den Anschluss der Endgeräte. Der Repeater kann
gleichzeitig in beiden Frequenzbereichen arbeiten.
Ursprünglich mussten die WLAN-Repeater das WDS (Wireless Distribution System) unterstützen. Dieses Verfahren als
Teil des WLAN-Basisstandards IEEE 802.11 sollte ursprünglich sollten so nur Basisstationen miteinander verbinden.
Zudem unterstützt WDS nur das veraltete und unsichere Verschlüsselungsverfahren WEB. Für WPA oder WPA2 war man auf
(chip-) herstellerspezifische Erweiterungen angewiesen.
[26] empfiehlt deshalb Geräte mit einem Universal-Repeater-Modus. Diese arbeiten
gegenüber der eigentlichen Basisstation als Client und treten den Endgeräten gegenüber als Basisstation auf.
So können alle Links mit WPA/WPA2 laufen.
Speziell wenn das ADSL- oder Kabelmodem zwangsweise irgendwo im Loch steckt oder schon etwas älter ist,
kann sich ein hochwertiger Accesspoint lohnen, den man per Kabel mit dem Modem verbindet. Bei manchen dieser Geräte
ist der Reichweitengewinn überzeigend. ich habe beispielsweise mit dem Asus RT-AC66U gute Erfahrungen gemacht.
Gegenüber einem älteren D-Link DAP-1353 war der Unterschied deutlich.
Normalen WLAN-Rechner zusätzlich zum Repeater machen
Ursprünglich ließ sich WLAN-Elektronik nur in eine von zwei Betriebsarten versetzen:
Access-Point oder Client – lassen wir den Adhoc-Betrieb mal außen vor. Mittlerweile gibt es
aber Möglichkeiten, beides gleichzeitig zu aktivieren: [25]
- Der SyNET WINDY31 USB Wireless Router verhält sich einerseits als normaler WLAN-Anschluss
in Form eines USB-Sticks. Gleichzeitig enthält er aber ein Programm, mit dem man ihn
zusätzlich als Router nutzen kann.
- Windows 7 enthält eine Funktion namens Virtual WiFi, die aber noch nicht mit aller
WLAN-Hardware harmoniert und deshalb standardmäßig abgeschaltet ist.
Der Mechanismus ist in beiden Fällen der gleiche: Wenn einer der Rechner gleichzeitig eine gute
Funkverbindung zum Accesspoint und zum schlecht angebundenen Rechner hat, kann er nebenbei als
Repeater arbeiten. Logisch, dass die Anbindung des entfernten Rechners nur funktioniert, wenn sein Helfer
auch in Betrieb ist.
Accesspoint zum Client machen
Manche Accesspoints lassen sich so konfigurieren, dass sie sich zu dem Accesspoint mit dem
Internet-Zugang hin als Client verhalten, also wie ein normaler Rechner. Aber auf der drahtgebundenen Seite
arbeiten sie wie zuvor. Wenn man also den umfunktionierten Accresspoint in Sichtweite seines
großen Bruders aufstellt, kann er ein paar Rechner per Netzwerkkabel mit dem Internet (oder dem Firmenserver)
verbinden. Siehe dazu auch WLAN-Anbindung am
Schiff im Hafen.
Netzwerke per WLAN-Bridge verbinden
Eine Bridge ("Brücke") ist eine Einrichtung, die zwei Netzwerke miteinander
verbindet. Dabei ist es erst einmal gleichgültig, welche Übertragungsmedien auf beiden
Seiten der Brücke und ggf. für den "Brückenbogen" benutzt werden:
- Nur der "Brückenbogen" benutzt WLAN-Technik, etwa um zwei Teilnetze über eine
Straße hinweg zu verbinden. Die Teilnetze werden ganz konventionell verkabelt.
- Der "Brückenbogen" ist verkabelt, die beiden WLAN-Teilnetze stehen z.B. auf
unterschiedlichen Stockwerken.
- Im Extremfall besteht der "Brückenbogen" aus einer Internetverbindung, vorzugsweise
wohl als VPN (virtuelles privates Netz) mit Datenverschlüsselung und zur
ausschließlichen Verbindung der angeschlossenen Teilnetze.
WLAN-Bridges kann man mit speziellen Geräten wie der Trendnet TEW-6800MB [27]
aufbauen, oder auch rein in Software. Dazu baut man in einen Rechner z.B. eine
normale Ethernet-Karte und eine WLAN-Karte ein und konfiguriert den Rechner so, dass
er die Datenpakete jeweils an das richtige Medium weiter gibt. Das Konfigurieren
geht aber über meine Kenntnisse auf diesem Gebiet hinaus.
Falls die Bridge zwei WLANs
verbindet, sollten die auf unterschiedlichen Kanälen arbeiten und getrennte
IP-Adressbereiche benutzen – das eine etwa 192.168.0.xxx und das andere
192.168.254.xxx. Unterschiedliche Kanäle bedeutet übrigens mindestens drei
Kanalnummern Abstand, weil sich benachbarte Kanäle im belegten Frequenzbereich
überlappen. Effektiv gibt es im 2,4-GHz-Band also nur drei unabhängige Funkkanäle.
(W)LAN-Inseln mit anderen drahtgebundenen Wegen verbinden
Oft wird WLAN nur benutzt, weil man zu einem Netzteilnehmer kein Netzwerkkabel ziehen kann oder will.
Man kann aber auch andere Leitungen verwenden, wenn man passende Anpassgeräte (Modems) benutzt
[30]. Empfehlenswert ist, Telefonleitungen oder die Fernseh-Hausanlage zu nutzen.
Wer eine Nebenstellenanlage mit Analogtelefonen betreibt, kann die dafür verwendeten Doppeladern zusätzlich
als LAN-Kabel nutzen. Wenn die Verteilanlage für das Fernsehsignal einige Bedingungen erfüllt, kann man
auch das Fernsehkabel zusätzlich als LAN-Kabel nutzen:
- Satellitenanlagen sind nur geeignet, wenn sie auch für terrestrisches Fernsehen (DVB-T) geeignet sind.
- Das Verteilnetz muss rückkanal-fähig sein. Anders ausgedrückt: Auf relativ niedrigen Frequenzen
muss die Anschlussdose auch Signale vom Endgerät zur Verteilanlage durchlassen. Traditionell verhinderte
man das bewusst, damit das eine Endgerät nicht das andere stören konnte.
- Der Internetzugang stammt nicht vom Kabelfernseh-Betreiber, denn der nutzt dafür den gleichen
Frequenzbereich.
Strikt abgeraten werden muss von Powerline-Systemen. Das Stromnetz ist für 50-Herz-Signale
ausgelegt. Sein Verhalten im Hochfrequenzbereich ist also nicht definiert. Entsprechend kann niemand
garantieren, dass zwei Powerline-Adapter überhaupt eine Verbindung aufbauen können. Garantiert ist lediglich,
dass der Betrieb von Powerline-Adaptern große Mengen Elektrosmog produziert.
Offensichtlich durch massive Lobbyarbeit gibt es eine Industrienorm für Powerline-Adapter, die deren
Funkstörungspotential nur im Leerlauf begrenzt. Sobald Daten übertragen werden, verletzen
Powerline-Installationen mit großer Sicherheit die übergeordneten Regeln zur elektromagnetischen Verträglichkeit.
Auf Deutsch: Sie produzieren massenweise Funkstörungen.
Wer beispielsweise auf Mittelwelle nichts mehr
hören kann und deshalb die Bundesnetzagentur verständigt, kann einen Einsatz des Funkstörungs-Messdienstes
auslösen. Die Bundesnetzagentur kann dann das Abschalten der Powerline-Komponenten anordnen. Die Kosten der
Maßnahme zahlt der Störer – also der Betreiber der Powerline-Adapter.
WLAN-Access-Point mit alternativer Software betreiben
Jeder Accesspoint enthält ein Prozessorsystem und dabei wird oft frei verfügbare
Software eingesetzt, die unter die General Public Licence (GPL) fällt. Die GPL
zwingt die Hersteller, die Software dieser Accesspoints im Quellcode zu veröffentlichen.
Das ermöglicht entsprechend erfahrenen Programmierern, alternative Firmware zu erstellen.
Die wird wie bei einem ganz normalen Firmware-Update eingespielt und verleiht dem
Accesspoint neue Eigenschaften – etwa eine Einstellmöglichkeit für die Sendeleistung.
Einige Quellen für alternative Access-Point-Firmware [13]
Mit etwas Googeln lassen sich weitere solche Projekte finden.
WLAN für Gäste öffnen
Schon aus juristischen Gründen sollte man sein WLAN für unbekannte Nutzer sperren:
Wenn solch ungebetenen Gäste Illegales tun wie urheberrechtlich geschützte Musik herunterzuladen
oder gar Terroristen sich so unerkannt im Internet tummeln, kann das zu deutlichen Problemen
für den Betreiber des WLAN führen. Um so mehr gilt das, wenn man mit den hier beschriebenen
Methoden die Reichweite erhöht.
Es gibt aber genügend Gründe, Gäste ins eigene WLAN zu lassen. Selbst kleine Pensionen bieten
mittlerweile ihren Gästen Internet-Zugänge an, in aller Regel per WLAN.
Wenn man solchen Gästen einfach die Zugangsdaten gibt, können sie alle Ressourcen im eigenen
Netz nutzen. Beim Drucker mag das vielleicht sogar erwünscht sein. Aber spätestens bei den
eigenen Daten hört der Spaß auf:
- Wenn man selbst nur einen einzigen Computer besitzt, kann man den von außen zumachen.
Dazu genügt es, keine Freigaben einzurichten und alle Accounts mit einem Passwort zu versehen.
- Der klassische Weg ist eine "demilitarized zone" (DMZ). Dazu teilt man das eigene Netz über
eine zusätzliche Firewall in einen äußeren Bereich mit Internet-Zugang, wie gehabt,
und einen inneren Bereich, der keine Zugriffe von außen zulässt. Was viele ADSL-Router
übrigens als DMZ bezeichnen, ist keine, sondern wird als exposed host bezeichnet:
Alle Zugriffe auf einen bestimmten Ethernet-Port
(etwa 80 für den Webserver) werden an einen bestimmten Rechner im eigenen Netz weitergeleitet.
Das hilft uns beim hier betrachteten Thema aber überhaupt nicht weiter!
- Den wohl einfachste und für Computerlaien interessanteste Weg bieten WLAN-Router wie der
Belkin N1 Vision [23]: Dessen Router leitet Datepakete eines Gastrechners
nur Richtung Internet weiter, nicht an die eigenen WLAN-Clients oder das drahtgebundene Netz (LAN).
WLAN-Verstärker selber bauen?
In Kurzform: Finger weg! Mal abgesehen davon, dass Eigenentwicklungen für 2,4 GHz nur mit viel Fachkenntnissen
und Ausrüstung sinnvoll möglich sind: Fertig gibt's solche Verstärker mit 1 W Sendeleistung und mehr für wenig Geld
bei diversen Importeuren. Zudem ist der Betrieb solcher Verstärker illegal und kann deshalb recht teuer werden.
Dazu eine Geschichte, die das Leben schrieb: Ein mir bekannter Funkamateur hatte Ärger mit einem Nachbarn, den die
Antennen des Funkamateurs aus rein optischen Gründen störten. Der Streit eskalierte so weit, dass der Messtrupp der
Bundesnetzagentur anrückte:
Beim Funkamateur war alles OK. Es gab also keinen Grund, dessen Betrieb irgendwie einzuschränken. Weil der Messwagen
aber schon mal weit draußen auf dem Land stand, drehten die Messtechniker halt man schnell über den ganzen Frequenzbereich.
Dabei entdeckten sie ein sehr starkes WLAN: "Betreibt einer von Ihnen ein WLAN mit der SSID XXXX?" "Nein!"
Die nächsten Nachbarn waren zu weit entfernt, als dass sie auf legalem Weg solche Feldstärken hätten produzieren können.
Das weckte die Neugier des Messtrupps. Als Standort des WLAN wurde ein Mehrfamilienhaus 100 m weiter ausgemacht. Dort
lebten zwei türkische Familien, eine im Erdgeschoss und eine im 2. Stock. Die kamen nur mit WLAN-Verstärkern zusammen.
Glück für den Nachbarn des Funkamateurs: Er durfte sich die Kosten für den Einsatz des Messtrupps mit den beiden
türkischen Familien teilen...
Literatur:
- [2] Netzwerkseite – WLAN
- [6] WLAN-Skynet
- Erfahrungsberichte eines ADSL-losen Heimarbeiters
- [10] Endres, Johannes; Ahler, Ernst: Schnellfunker –
Acht WLAN-Kits mit vier Beschleunigertechniken
- In: c't 21/2005, S. 152ff
- [13] Rehbinder, Julian; Ries, Uli: Pinguin-Funkstation
- In: Pc professionell 2/2006, S. 26ff
- [14] PC Experience: Linkliste WLAN
- [15] WLAN-Linksammlung [Linksys WRT]
- [17] Bartels, Oliver: Wellenfänger – So funktionieren Antennen
- Artikel bei Heise Netze vom 29.03.07. Nicht so ganz ausgegoren und mit irrelevanten
Details überfrachtet. Aber vielleicht doch ganz interessant.
- [18] Brennpunkt SRL
- Wenn ich hier genau einen Internet-Laden empfehle, dann hat das seinen Grund:
Die Leute wissen offensichtlich, was sie tun! Dazu haben sie vernünftige Preise und bieten in ihrer
Website auch Hilfe zur Selbsthilfe.
- [19]
Corinna "Elektra" Aichele et. al.:
Wireless Networking in the Developing World, 2006
- Ein umfangreicher Ratgeber, von (vereinfachter) Theorie über diverse Bau- und Konfigurationshinweise
bis zu Fallbeispielen, wie WLAN-Technik auch in der Dritten Welt eingesetzt werden kann.
Wer sich etwas mit Linux auskennt und Englisch kann, findet hier das Handwerkszeug auch für
umfangreichere WLAN-Installationen.
- [22] Rütten, Christiane; Dortmund, Sven: Weitschussdose – WLAN-Richtfunk
mit Hausmitteln
- In: c't 25/07, S. 216ff. Eine einfache Mikrowellen-Antenne besteht aus einem Stück Hohlleiter –
so wie früher praktisch alle Einrichtungen jenseits von 1 GHz in erster Linie aus "Bleckpatscherei"
bestanden. Als geeignetes Rohmaterial wurde hier ein WC-Bürstenständer entdeckt.
- [23] Schaufenster-Ware. Belkins WLAN-Router N1 Vision spannt zwei
getrennte WLAN-Zellen auf.
- In: c't 3/08, S. 69
- [24] Endres, Johannes: Selbstbau-Strahler – Effiziellte WLAN-Antenne aus Abfällen
- In: c't 18/08, S. 176f
Dieser Artikel beschreibt den Nachbau einer Yagi-Antenne für Accesspoints des Funkamateurs
DL7AFB.
- [25] Zivadinovic, Dusan: Seelenwanderung. WLAN-Adapter als Router und Repeater
- In: c't 24/09, S. 188f
- [26] Ahlers, Ernst: WDS unsicher
- In: c't 8/10, S. 159 (Hotline)
- [26] Eikenberg, Ronald; Schmidt, Jürgen: Cool bleiben am Hotspot –
Maßnahmen zur sicheren WLAN-Nutzung
- In: c't 1/12, S. 88ff
- [27] Ahlers, Ernst: Schnelle Brücke (Kurz vorgestellt)
- In: c't 25/11, S. 58
- [28] Ahlers, Ernst: Gäste im Garten. Funknetz mit Multi-SSID und VLAN
verlängern
- In: c't 24/11, S. 180f
- [29] Zivadinovic, D.: Wechselsprecher. WLAN-Repeater optimal einsetzen.
- In: c't 7/13, S. 96ff
- [30] Ahlers, E.: WLAN-Kabel. Funknetze über Strom-, TV- oder Telefonleitungen
vergrößern.
- In: c't 7/13, S. 90ff
- [31] Freist, R.: Funkfeuer. WLAN-Reichweite erhöhen
- In: PC Magazin 6/13, S. 50ff
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