Gleich zwei Ausgaben der TC-Tipps so kurz hintereinander? Naja, ich bin gerade in der Stimmung und habe zwei getrennte
Themen auf der Pfanne.
Grenzen verschwimmen
Die Grenzen zwischen den verschiedenen Rechnerklassen verschwimmen immer mehr – lassen wir mal die traditionellen
Blechkisten unter dem Tisch außen vor: Batteriebetrieb können sie alle, ein Bildschirm ist auch immer dran. WLAN ist Standard,
während eine Tastatur manchmal schon recht kostspieliges Zubehör ist. Die Betriebssysteme kommen von Microsoft, Apple oder
Google. Trotzdem heißen sie Notebook, Tablet oder Smartphone. Noch nicht mal am Preis kann man diese Rechnerklassen noch
unterscheiden.
Am einfachsten lassen sich die Notebooks abtrennen: Das sind die Arbeitstiere für konzentriertes, längerfristiges Arbeiten.
In vielen Büros stehen nur noch Notebooks. In den Besprechungszimmern hängen Beamer an der Decke und auf dem Tisch liegt das
Anschlusskabel dazu. Schon mehrere Kunden stellten mir ein Notebook zur Verfügung, mit dem ich dann aus meinem Arbeitszimmer
ins Firmennetz kam.
Smartphone oder Tablet?
Smartphones und Tablet-Computer unterscheide ich mittlerweile nur noch nach der Größe: Ein Android-Gerät mit
4-Zoll-Bildschirm ist ein Smartphone, eines mit 10-Zoll-Bildschirm ist ein Tablet. Ein Smartphone hat obligatorisch ein
GSM-taugliches Funkgerät an Bord, beim Tablet ist nur WLAN unverzichtbar. Aber auch so manches Tablet kann ins Handy-Netz und
lässt sich mehr oder weniger sinnvoll ans Ohr halten.
Bei Smartphones und Tablets gibt es zwei Glaubensbekenntnisse. Von Apple halte ich mich fern, weil ich was gegen maßlos
überteuerte Geräte habe, die meine Daten zum Eigentum ihres Herstellers machen. Spätestens wenn Apple der Bildzeitung ihre
barbusigen Mädchen verbietet, hört bei mir der Spaß auf. Nicht, dass ich so wild auf diese Bildchen wäre: Apple hat seine
amerikanisch-verqueren Moralvorstellungen für sich zu behalten und keine deutschen Presseerzeugnisse zu zensieren.
Wenn's sein muss, kann man Google ganz gut aus Android-Geräten aussperren, was bei Apple eindeutig nicht geht. Das Smartphone
einer Nachbarin habe ich ohne Google-Konto eingerichtet. Falls sie mal noch eine App haben will, kommt sie sowieso zu mir.
Dann lade ich die App aus dem Playstore herunter und kopiere sie auf das Smartphone der Nachbarin. Ggf. werde ich versuchen,
ihr WhatsApp auszureden, denn trotz gegenteiliger Beteuerungen vor zwei Jahren werden WhatsApp-Daten demnächst bei Facebook
landen. Irgendwie müssen sich die 20.000.000.000 US-$ amortisieren, die Facebook für WhatsApp gezahlt hat.
Die begrenzte Lebensdauer von Android-Geräten
Also lasse ich mich auf Android ein, obwohl Geräte mit diesem Betriebssystem der Sondermüll von morgen sind: Bei Windows
predige ich, dass man jeden Monat die Sicherheits-Updates zeitnah einspielen müsse. Bei Android gibt es kaum weniger Gefahren,
aber Löcher werden systematisch nicht gestopft.
Wann ist ein Android-Gerät eigentlich reif für den Recyclinghof? Wenn es drei neuere Android-Versionen gibt. Seit kurzem gibt
es Android 7. Also sollte man sich langsam aber sicher von Android-4-Geräten verabschieden. Mein Android-4.4-Tablet hat sich
sowieso eine Infektion eingefangen, die ich nicht mehr raus kriege. Mehr dazu weiter unten.
Sehr viele preiswerte Tablets auf dem Markt sind Restbestände mit Android 4. Darauf sollte man möglichst wenige persönliche
Daten aufbewahren. Auch ist es sinnvoll, einen Accesspoint mit Gastnetz zu betreiben, auf dass Android-Geräte zwar ins
Internet kommen, aber die anderen Geräte im Netzwerk nicht erreichen können. Zugegeben: Dann muss man sich etwas einfallen
lassen, wenn man mit dem Tablet drucken will. Im einfachsten Fall Bluetooth.
Pflichtenheft für Android-Geräte
Ein zentrales Merkmal eines neuen Gerätes ist für mich, dass ich das Gerät in den absoluten Originalzustand bringen kann.
Damit meine ich nicht, das Gerät auf Werkseinstellungen zurückzusetzen. Da wird nur ein relativ schwer erreichbarer
Speicherbereich über einen leichter erreichbaren drüber kopiert. Es muss eine Möglichkeit geben, den ersten Speicherbereich
mit den Inhalten überzubügeln, die der Hersteller da ursprünglich mal reingeschrieben hat. Leider gibt es Viren, die man
anders nicht mehr los wird.
An genau dieser Stelle hat es sich der Versender Pearl bei mir völlig verschissen: So etwas gibt es dort nicht. Ich fand
sogar den chinesischen Originalhersteller und genau mein Tablet auf seiner Website. Der Hersteller bietet auch eine Datei an,
mit der dieses Überbügeln möglich ist. Aber vor dem Download fragt er die Seriennummer ab und da war ich am Ende. Also habe
ich ein Tablet, das jeweils beim Neustart diversen obskuren Kram startet, der sich bei nächster Gelegenheit aus dem Internet
vermehrt. Dazu gehört eine deutsche Dating-App, deren Anbieter wegen unechter Damenprofile aufgefallen ist.
Gegenwärtig sind noch viele Geräte mit Android 4 im Handel, oft für deutlich unter 100 EUR. Da kann man seinem Nachwuchs ein
paar Spiele drauf installieren, wenn man anschließend den Internetzugang verrammelt. Vielleicht macht man daraus ein Navi,
indem man ein entsprechendes Programm mit lokal gespeicherten Karten aus dem Open-Streetmap-Projekt installiert. Aber ins
Internet sollte man damit besser nicht mehr gehen. Android-5-Geräte gibt es schon für deutlich unter 200 EUR.
Bei der Bildschirmauflösung sollte man 1024x600 Pixel als Minimum ansehen – außer die eigenen Augen sind nicht mehr so
wirklich fit. Auf meinem Primitiv-Test-Tablet mit 800 x 480 Pixeln kann man gelegentlich Buchstaben nur noch stark verwischt
erkennen – siehe Screenshot rechts in Originalgröße. Full-HD-Auflösung ist bei einem 10-Zoll-Tablet durchaus angenehm,
aber bei einem Smartphone kann man darauf wohl verzichten. Zumal die vielen Pixel ja alle einzeln berechnet werden müssen und
das bremst und kostet Strom. Apple versucht mit einer ins Extrem getriebenen Auflösung, den Coolness-Faktor seiner
Geräte zu erhöhen. Wenn's schön macht...
Rechenleistung und Speicherausbau
Vierkern-Rechner mit 1,3 GHz Taktfrequenz gibt es schon ziemlich lange, weniger sollte es auch nicht sein. Mein schon
zitiertes Primitiv-Tablet hat 2 Prozessorkerne mit 1,3 GHz Taktfrequenz und ist arg lahm. Genau für solche Erkenntnisse
habe ich die 44 EUR investiert.
Unter 1 GB RAM (Arbeitsspeicher) und 8 GB Flash-Speicher sollte man heute nicht mehr einsteigen. Die schnelleren Prozessoren
stammen meist aus moderneren Entwicklungen und erledigen pro Arbeitstakt auch mehr. Mehr als 1 GM RAM braucht man, wenn man
viele Apps parallel offen halten will oder besonders speicherhungrige Apps wie manche Spiele nutzen will.
Den Flash-Speicher kann man in den meisten Fällen mit SD-Karten erweitern. Ein SD-Steckplatz ist auch hilfreich, um größere
Datenbestände zu verschieben. Die SD-Karten lassen sich auch auf Notebooks nutzen. Wer das Smartphone als Kamera nutzt, wird
diese Möglichkeit schätzen lernen.
Wie am Notebook muss man SD-Karten auch am Smartphone abmelden. Manche Geräte erzwingen das, indem die SD-Karte z.B. unter
den Akku untergebracht ist: Man muss erst das Smartphone komplett runterfahren.
LTE statt UMTS
Mein letzter Schwenk, und wesentlicher Anlass für diese Ausgabe der PC-Tipps, betrifft das Funkmodul: UMTS (3G) habe ich
aus dem Pflichtenheft gestrichen und durch LTE (4G) ersetzt. Dabei geht es mir weniger darum, dass LTE die Daten noch
schneller überträgt als UMTS: Die Telefonfirmen bauen ihre UMTS-Netze kaum noch aus und ersetzen UMTS lieber durch LTE.
Das wurde möglich, weil LTE mittlerweile das Telefonieren gelernt hat.
Anfangs wurden Gespräche zwar auch über LTE signalisiert, es klingelte. Aber dann musste das Smartphone erst in ein
herkömmliches Handynetz (GSM, UMTS) wechseln und sich dort einbuchen. Das dauerte und würgte die Internetverbindung über
LTE ab.
LTE ist der Funkstandard, mit dem vor allem der ländliche Raum mit Internet erschlossen werden soll. Die Politik schrieb
vor, dass die Kommunikationsanbieter LTE zunächst auf dem Land ausbauen mussten, ehe sie damit die die Siedlungszentren
durften. Dafür stellte die Bundesnetzagentur Frequenzen im 700-MHz-Bereich zur Verfügung, der zu analogen Zeiten vor allem
von den 3. Fernsehprogrammen belegt wurde. Diese relativ niedrigen Frequenzen haben größere Reichweiten als die
UMTS-Frequenzen von bis zu 2600 MHz. Das Land lässt sich also mit relativ wenigen Funkmasten erschließen.
Einstweilen muss man bei LTE auf seinen Handyvertrag aufpassen: Vor allem bei Prepaid-Karten war lange kein LTE-Zugang
möglich. Im Fall des Falles ist wohl langsam eine neue SIM-Karte fällig.
Smartphone als Geldbörse
Zunehmend werden Konsumenten dazu gedrängt, bargeldlos zu zahlen – meine Bank rief mich die Tage extra an,
ob ich denn nicht ihre App probieren wolle. Mit der EC-Karte geht das schon lange, aber die
Finanzindustrie will mehr: Das Smartphone soll den Geldbeutel ablösen. Das geht entweder mit Apps, wie das in Schweden
praktiziert wird und dort das Bargeld schon weitgehend verdrängt hat – selbst bei Straßenmusikanten. Oder man nutzt
NFC (near-field communication), wofür das Smartphone einen entsprechenden Chip enthalten muss: Nur noch kurz das Smartphone
an ein Terminal halten, die Transaktion freigeben, und der Einkauf ist bezahlt. Die Kassiererin spart sich das Geldzählen
und der Geldtransporter wird überflüssig.
So sicher wie das Bezahlen mit der EC-Karte ist das auf jeden Fall. Die Probleme sehe ich an ganz anderen Stellen:
Anonymes Einkaufen gibt es nicht mehr und Bargeld als Geldspeicher entfällt auch. Wenn es kein Bargeld mehr gibt, können
die Banken auch bei Otto Normalverbraucher Negativzinsen durchsetzen. Selbst der Ausweg Gold entfällt: Auch Goldkäufe
hinterlassen dann Datenspuren. In den USA gab es schon einmal das Verbot privaten Goldbesitzes.
USB-on-the Go
Wohl jedes Smartphone kann man per USB an ein Notebook oder so anschließen. Das ist recht geschickt zum Laden und zum
Übertragen von Daten. Ich nutze mein Smartphone so als Funkmodem für das Notebook (Tethering). Das geht zwar auch per WLAN,
aber dann hänge ich das Smartphone trotzdem an den Rechner – zu Laden der Batterie, denn Tethering braucht ziemlich
viel Energie.
Beherrscht das Smartphone USB on the Go, lässt sich die Richtung der USB-Verbindung mit einem billigen Adapterkabel
umdrehen. Dann kann man USB-Speichersticks an das Smartphone anschließen oder auch diverse andere Geräte: Fernsehempfänger,
Videoadapter für Fernseher und vieles mehr.
Diese Geräte werden dann aus dem Android-Gerät heraus mit Strom versorgt. Ein Smartphone-Akku reicht sicher zum Ansehen der
Tagesschau über DVB-T. Für einen Spielfilm sollte es schon ein Tablet mit seinem viel größeren Akku sein. Nur ganz wenige
Android-Geräte haben einen getrennten Ladeanschluss, auf dass der USB-on-the-Go-Adapter die Ladebuchse nicht blockiert.
Einzelne USB-Geräte bieten an, das Android-Gerät über den USB-to-Go-Adapter mit Strom zu versorgen. Dafür gibt es zwar
mittlerweile einen Standard. Aber ich habe noch kein einschlägiges Datenblatt gelesen, das diese Funktion zusichert.
Aber bei einem Android-4-Gerät kann man das mal riskieren.
Smartphone als Fotoapparat
Natürlich ist es praktisch, mit dem Smartphone Bilder schießen zu können. Manche der Kameras ist auch gar nicht so
schlecht. Die Hersteller ausgewachsener elektronischer Fotokameras merken es schmerzhaft. Nur lässt sich die Physik
nicht überlisten: Ein vernünftig lichtstarkes Objektiv lässt sich in 4 mm Baulänge nicht unterbringen. Am Strand merkt man
das Problem wohl weniger, aber bei der Weihnachtsfeier um so mehr: Plötzlich ist das Schneegestöber nicht mehr draußen,
sondern im Bild.
Meine 10 Jahre alte Kamera hat also noch lange nicht ausgedient, zumal ich sie mit normalen Mignon-Akkus betreiben kann.
Der Nachkauf ist also kein Problem. Die Dinger sind auch so billig, dass ich jeweils einen zweiten Akkusatz in der Fototasche
liegen habe. Ein gerätespezifische Akku hätte mich vermutlich schon längst zum Kauf einer neuen Kamera gezwungen.
Fest verbaute Akkus
Bei Smartphones stirbt der entnehmbare Akku langsam aus. Wenn der Hersteller das Gehäuse durch Einkleben des Akkus
stabilisieren kann, kann er das Gerät noch einen halben Millimeter dünner bauen – siehe Apple. Bei einem Notebook
ist das für mich indiskutabel. Bei einem Android-Gerät akzeptiere ich es mittlerweile zähneknirschend: Die Android-Version
des Gerätes veraltet schneller, als der Akku seine Kapazität verliert.
Mir ist noch kein Tablet untergekommen, bei dem man den Akku problemlos wechseln könnte. Nur der Hersteller meines
Pearl-Tablets (nicht Pearl selber!) bietet auf seiner Website eine entsprechende Anleitung an: Mit einer Plastikkarte
(Scheckkarte) kann man dort den Rücken abhebeln. Die Lithium-Akkus sind handelsüblich, auch wenn man auf den genauen Typ
achten muss. Man muss aber Heißkleber bzw. doppelseitiges Klebeband entfernen und die Anschlüsse löten. Also nicht gerade
eine Arbeit, die jeder Nutzer gewohnt ist. Spätestens nach dem dritten Abhebeln sollte man nicht mehr erwarten, dass der
Geräterücken noch vernünftig hält.
Unnötig schlechte Funkleistung, vor allem bei Tablets
Einen Rücken aus Metall betrachte ich bei einem Funkgerät übrigens als kontraindiziert: Er schirmt zwangsweise die Antennen
im Gerät ab. Und davon gibt es in jedem Smartphone mindestens zwei – je eine für 2,4 GHz (WLAN/Bluetooth) und Handynetze.
Mir ist unverständlich, warum in Tablets wohl überwiegend die gleichen Miniaturantennen verbaut werden, die in Smartphones
üblich sind. Es gäbe genug Platz darin für ausgewachsene Antennen, die z.B. eine viel bessere WLAN-Verbindung
ermöglichten. Immerhin nutzen die Hersteller den Platz für größere Akkus, siehe den Größenvergleich mit dem Handy-Akku
im Bild rechts.
Da muss ich mal mit meinem hier schon mehrfach erwähnten Pearl-Tablet experimentieren. Ich brauche es ja nicht so weit zu
treiben, wie ich das beim Amateurfunk-Intranet (HAMNET)
praktiziere: Vorzugsweise wegen einer 40x40 cm großen Richtantenne an der Hauswand überbrücke ich hier 8,5 km bis zum
Olympiaturm. Über zwei weitere Zwischenstationen komme ich dann bereits nach Augsburg. Bitte nicht nachmachen:
Ohne Amateurfunk-Lizenz ist das illegal und kann ziemlich teuer werden.
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