Aus gegebenem Anlass ist der Abstand zwischen zwei Ausgaben der PC-Tipps diesmal kürzer: Eben fand ich eine Übersicht
über die Zeiten, für die Microsoft die verschiedenen Windows-Versionen noch zu unterstützen gedenkt.
Windows-Unterstützung gibt es nur begrenzt
Mittlerweile ist es genau zwei Jahre her, dass Microsoft jede Unterstützung für Windows XP einstellte – die Zeit
vergeht! Jetzt rücken die Endtermine für die nächsten Windows-Versionen näher. Die Unterstützung läuft dabei in zwei Stufen ab:
- Allgemeiner Support: Bis zum entsprechenden Zeitpunkt wird das Betriebssystem gepflegt, d.h. es bekommt
immer wieder mal neue Eigenschaften. Die entsprechenden Einschnitte wurden früher durch Service-Packs gekennzeichnet.
Bei Windows 8 änderte Microsoft statt dessen die Versionsbezeichnung von 8 auf 8.1.
Der allgemeine Support für Windows 7 endete am 13. Januar 2015. Für Windows 8.1 hat MS den 09. Januar 2018 festgelegt.
- Den erweiterten Support gibt es jeweils fünf Jahre länger. In dieser Zeit werden noch Sicherheitslöcher gestopft,
aber keine neuen Eigenschaften mehr hinzugefügt. Anschließend sollte man das Betriebssystem höchstens noch in Umgebungen
nutzen, die möglichst keine Verbindung zum Internet bekommen. An dieser Stelle war Windows XP im
April 2014. Seitdem weigere ich mich im
Bekanntenkreis, noch irgendetwas unter Windows XP zu tun.
Der erweiterte Support für Windows 7 endet am 14. Januar 2020. Bei Windows 8.1 ist am 10. Januar 2023 Schluss. Wer noch
Windows 8.0 nutzt, sollte dringend den Update auf Windows 8.1 einspielen. Das ist sowieso sinnvoll.
Noch einen wesentlichen Termin gibt es: Bis wann Microsoft noch Lizenzen für die älteren Windows-Versionen verkauft. Als
eigenständige Produkte gibt es Windows 7 und 8.1 schon längst nicht mehr. Zur Vorinstallation verkauft Microsoft an die
entsprechenden Hersteller und Händler noch bis Ende Oktober Lizenzen von Windows 7 und 8.1.
Wer also längerfristig den Umstieg auf Windows 10 vermeiden will, sollte sich ggf. in den nächsten Monaten einen neuen
Rechner zulegen.
Neue Lizenzierungsbedingungen bei Windows 10
Bei Windows 10 hat Microsoft in seiner Machtvollkommenheit beschlossen, allen Nutzern die feste Basis unter dem Hintern
wegzuziehen und ihnen zwangsweise Updates unterzuschieben. Es soll also kein Windows 11 oder sowas geben, sondern nur neue
Builds, die zwangsweise verbreitet werden.
Damit das Lizenzgeschäft darunter nicht leidet, hat Microsoft die Lizenzierungsbedingungen verändert: Während man bis Windows
8.1 einen Lizenzschlüssel bekam und (wenigstens bei bestimmten Lizenzmodellen) eine Windows-Lizenz auf einen anderen Rechner
umziehen konnte, geht das ab Windows 10 nicht mehr: Die Microsoft-Lizenzserver verheiraten eine Windows-Lizenz mit
der Hauptplatine des Rechners. Sobald man die Hauptplatine (Motherboard) wechselt, ist eine neue Windows-Lizenz fällig.
Immerhin darf man noch die Festplatte wechseln...
Vorsicht beim Update auf Windows 10
Diese neuen Lizenzbedingungen sollte man vor allem bedenken, wenn man das Update-Angebot für Windows 10 nutzen will:
Microsoft bedrängt die Nutzer von Windows 7 und 8.1 zunehmend, bis Juli kostenlos auf Windows 10 umzusteigen. Wer seine
Rechner selber baut oder virtuelle Maschinen nutzt, sollte deshalb zunächst mit Windows 7 oder 8.1 auf die neue Hardware
umsteigen und erst dann den Umstieg auf Windows 10 probieren.
Viele vorinstallierte Windows-Lizenzen lassen sich übrigens schon heute nicht mehr auf völlig andere Hardware umziehen.
Diese Verdongelung überließ Microsoft aber bisher den Rechnerherstellern. Vom einen Dell-Rechner auf den anderen
klappt das also eher als beim Umzug beispielsweise von Medion auf HP. Aber letztlich hilft nur Probieren – speziell
wenn man sich bei grauen Lizenzquellen in eBay usw. bedient.
Ich schaffte es beispielsweise nicht, die Windows-7-Lizenz meines Fujitsu-Notebooks innerhalb des Rechners von der Hardware
in eine virtuelle Maschine umzuziehen. Dafür brauchte ich eine System Builder-Lizenz. So kleben auf dem Notebook jetzt
zwei Lizenzaufkleber für Windows 7, obwohl nur eine Windows-7-Installation auf dem Rechner installiert ist.
Die Rechnerhersteller wird es freuen: Sie bekommen die Windows-Lizenzen deutlich billiger als ein Endverbraucher. Das senkt
natürlich die Schwelle zum Rechnerkauf deutlich.
Alte Windows-Versionen auf aktueller Hardware
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, den Umstieg auf Windows 10 zu verweigern.
- Man findet die neue Bedienoberfläche schlicht unaussprechlich.
- In vielen Industriebetrieben läuft bis heute irgendwo im Eck Windows NT 4.0, weil sie auf bestimmte Programme nicht
verzichten können. Viele SPS-Betreiber kennen das Thema.
- Auf manche 16-bit-Software will man nicht verzichten. Unter Windows 7 bekommt man sie in aller Regel noch zum Laufen,
aber spätestens bei Windows 10 ist Schluss.
- Für manche Peripherie gibt es keine aktuellen Treiber. Beispielsweise Drucker wird man doch irgendwann ersetzen.
Aber was ist mit irgendwelchen Spezialgeschichten, etwa für Sehbehinderte?
Alles, was noch serielle oder parallele Schnittstellen nutzt, sollte man wirklich aussondern. Zwar gibt es für beide
Schnittstellen USB-Adapter, aber die funktionieren nur in Standardfunktionen. Gerade bei Parallelschnittstellen haben die
Hersteller vor 20 oder 30 Jahren häufig direkt mit der Hardware gezaubert. So etwas wird man höchstens unter großen
Schwierigkeiten umziehen können.
Ausweg Virtuelle Maschinen
Die Rechnerelektronik wird stürmisch weiter entwickelt. Die Betriebssysteme kennen aktuelle Hardware aber oft
nicht und können sie deshalb nicht oder nur eingeschränkt nutzen. Wer schon mal Windows installiert hat, kennt das Spiel
mit dem Kompatibilitäts-Mode und den Gerätetreibern. In absehbarer Zeit wird es für aktuelle Hardware aber keine Treiber
für Windows 7 oder 8.1 mehr geben. Man wird darauf nur noch aktuelle Betriebssysteme wie Windows 10 oder Linux betreiben
können.
So lange es allein um Software geht, gibt es einen Ausweg über Programme wie Oracle Virtual Box: Sie sehen von unten
aus wie normale Anwendungsprogramme, die auf einer Vielzahl von Betriebssystemen laufen – Windows 10 eingeschlossen.
Nach oben verhalten sie sich wie Rechner-Hardware. Man kann beispielsweise das optische Laufwerk des aktuellen Rechners
durchreichen und mit seiner Hilfe Windows 7 von der DVD installieren. Virtual Box & Co kann man dabei vorgeben,
wie die simulierte Hardware aussehen soll.
Wer will, kriegt so selbst MS-DOS noch zum Laufen – in einem Fenster unter Windows 10. Wer aber unter MS-DOS eine
serielle Schnittstelle ansprechen will, die an eine USB-Schnittstelle durchgereicht wird, um dann mit einem USB-Adapter
tatsächlich eine physikalische serielle Schnittstelle zur Verfügung zu stellen, sollte sich über Komplikationen nicht wundern.
Ach ja: Unter MS-DOS erzeugte man Verzögerungen gerne, indem man den Prozessor entsprechend oft im Kreis laufen ließ.
Seitdem sind die Prozessoren aber um den Faktor 10.000 oder so schneller geworden...
Viele subtilere Probleme wird man immer wieder haben. So steigen die Bildschirmauflösungen immer weiter, d.h. der einzelne
Bildschirmpunkt (Pixel) wird immer kleiner. Zumindest Windows 7 ist darauf nicht wirklich vorbereitet. Icons und Schriften
der Bedienoberfläche werden immer kleiner, weil sie eine bestimmte Pixelzahl groß sind.
Ich bin in der vergleichsweise komfortablen Situation, kaum Branchensoftware nutzen zu müssen. So konnte ich weitgehend auf
Linux umsteigen. Wäre mir nicht letztes Jahr eine MS-Office-2008-Lizenz zugelaufen, würde ich hier auch kein Outlook mehr
benutzen. Aber wer keinen privaten Systembetreuer in Reichweite hat (Schaaatz, ...!), der wird sich Experimente wie
in diesem Kapitel beschrieben wohl besser sparen und spätestens 2023 zähneknirschend auf Windows 10 umsteigen – oder
was sich Microsoft bis dahin hat einfallen lassen.
|